Meine historischen Erzählungen

< "Auf dünnem Eis" >

Hier dazu der Klappentext:

"Ein Zusammentreffen während des Urlaubs an der Ostsee im Frühjahr 1929 wird für die Kaufmannstochter Hedwig zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Die Tochter aus gutem Hause verliebt sich in den mittellosen Karl, unterwirft sich dann allerdings dennoch den Zwängen der Gesellschaft in ihrer Zeit.
Erst die Weltwirtschaftskrise schafft die Voraussetzungen dafür, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen kann, doch der Preis ist hoch, den sie dafür zu zahlen hat.
In einer für sie schwierigen Zeit muss sie die Wahl treffen, ob sie Mensch bleiben will, oder ob sie lieber mit den Wölfen heulen sollte, aber egal wie sie sich entscheidet, es bleibt für sie dennoch ein Tanz auf sehr dünnem Eis und schon bald wirft der drohende Krieg seine Schatten auf Ostpreußens Hauptstadt Königsberg.
Diese Geschichte spannt einen Bogen über zwanzig Jahre, einen Weg von fast 1.000 km und zwei Herzen.
Sie ist all denen gewidmet, die im Januar und Februar 1945 das frische Haff überqueren konnten, und auch jenen, die es nicht schafften … "

Hier die Vorschau des Buchcovers:



Leseprobe:

"... Nicht ganz passend zu ihren Rollen schlenderten sie nebeneinander über die Straße. Sie hatte sich Hedwigs breitkrempigen Hut aufgesetzt und dazu im Hotel auch noch einen Sonnenschirm gegriffen, denn in den vornehmen Kreisen war eine edle Blässe angesagt.
Es galt als elegant, wenn man wie eine frisch gekalkte Häuserwand aussah, wozu auch immer man dazu an die See fahren musste.
Der ganze Rollentausch hatte schon jetzt sein Gutes, denn durch die kleine Kappe bekam Hedwig neben ihr wenigstens etwas Sonne ab und damit auch Farbe ins Gesicht, wobei die Freundin bereits die ganze Zeit darüber maulte, dass sie wohl zuerst einen Sonnenbrand haben würde.
Vermutlich war das so, denn Hedwig hatte eine ganz besonders helle Haut mit vielen kleinen Sommersprossen auf ihrer Stupsnase unter einem jetzt ziemlich frechen roten Fransenpony.
Dieser Urlaub war echt eine Wucht, einzig Hedwigs Stiefelchen machten ihr momentan das Leben schwer und sie war jetzt schon froh, wenn sie die Dinger dann irgendwann mal wieder ausziehen konnte. Ihre eigenen Schuhe waren flach, diese hier hatten hohe Absätze, mit denen das Laufen für sie nicht so einfach war.
Ein wenig konnte sie die Freundin gerade verstehen, die nach all den Stufen abwärts in diesen Stiefeletten erst mal die Füße zur Abkühlung in die Ostsee stecken musste, doch zum Glück fuhr jetzt die Bahn zum Strand hinab und wieder herauf!
Für die erste Woche im Mai war es schon ganz schön warm hier und eventuell wäre es unten am Wasser erträglicher, aber das kam dann nach dem Mittag.
Momentan war es Zeit zum Flanieren und Bummeln. Die gehobene Klasse flanierte, der Rest bummelte und beides war hier zu sehen.
Vornehme Damen in den schönsten Kleidern kamen ihnen entgegen.
Und auch irgendwelche einfachen Frauen aus der Stadt, die so wie sie selbst waren und nur mal kurz raus an die See gefahren waren, um an einem Freitag unten in die Fluten zu springen.
Vom Bahnhof aus zogen sie lachend durch die Gassen und liefen natürlich die Treppe hinab, um das Fahrgeld zu sparen, mit dem sie sich dann lieber irgendwo unten ein Eis kaufen würden, aber die hatten ja auch bequeme Schuhe an.
Irgendwie trauerte sie gerade ihren eigenen Halbschuhen nach, die Hedwig jetzt neben ihr spazieren führte.
„Lass uns doch da drüben in dem Café ein Eis essen“, schlug sie der Freundin vor und merkte dabei, dass sie schon wieder aus der gewählten Rolle fiel, denn eine Gräfin hätte nicht gefragt, sondern sich einfach nur gesetzt. Sie würden wohl beide noch etwas üben müssen, aber zum Glück stimmte Hedwig sofort zu.
Nur zwei Minuten später saßen sie unter einem schönen breiten Sonnenschirm in zwei gemütlichen Korbsesseln und sahen von dort aus dem Treiben auf der Straße zu.
Es war zwar nicht wirklich ein Restaurant für die gehobenen Kreise, aber ihre Füße hatten diese Rast jetzt dringend gebraucht!
„Du, das ist er!“, flüsterte Hedwig ihr plötzlich zu.
„Wer?“
„Der Kellner da war der Mann, der mich aus dem Wasser gezogen hat!“, erklärte die Freundin und zeigte auf einen wirklich gutaussehenden Mann mittleren Alters, der zwei Tische weiter gerade eine Bestellung aufnahm.
„Was meinst du? Wird er dich wiedererkennen? Oder sollen wir lieber zuvor was sagen?“, fragte sie die Freundin hinter vorgehaltenem Fächer.
Hedwig zuckte nur mit den Schultern.
Isolde seufzte und rief: „Junger Mann“, obwohl der Kellner sicher mehr als zehn Jahre älter als sie war.
Erwartungsgemäß kam er an ihren Tisch.
„Ich möchte ihnen danken, dass sie meine nutzlose Zofe heute Morgen aus der See gezogen haben“, erklärte sie sofort, bevor der Mann etwas sagen konnte.
Er stutzte, blickte Hedwig jetzt sorgfältig an und es dauerte einen Moment, bis er sie erkannte. Wie viele Frauen hatte er wohl an diesem Tage schon aus der See gezogen?
„Keine Ursache. Was kann ich ihnen bringen?“, fragte er.
Sie bestellte zwei Tassen Kaffee sowie zwei große Eisbecher, und er verschwand in dem Restaurant.
„Der hätte mich womöglich nicht wiedererkannt“, flüsterte Hedwig.
Jetzt zuckte Isolde mit den Schultern, nahm die Bestellung entgegen und drückte dem Mann danach drei glänzende fünf Markmünzen aus Hedwigs Geldbörse in die Hand.
„Das kann ich nicht annehmen“, erklärte er.
„Ich bestehe darauf! Eine neue Zofe hätte mich mehr gekostet!“, entgegnete sie möglichst arrogant und nippte an dem wirklich vorzüglichen Kaffee.
Das Eis war ebenfalls köstlich und als sie dann wieder aufbrachen, erblickte Hedwig an einem der Anzeigebretter die Werbung einer Bar, welche die Freundin unbedingt besuchen wollte.
Da sie ja sowieso als etwas verschroben gelten wollte, willigte sie schließlich einfach ein.
Damit würde es am Abend vielleicht Champagner und einen kleinen Tanz geben. Charleston vielleicht, auch wenn das hier nicht das goldene Berlin war.
Einige Häuser weiter konnte man die Auslage eines Geschäftes für exquisite Bademode bewundern. Da gab es diese modischen und etwas kürzeren Anzüge aus leichtem Baumwoll-Jersey mit ziemlich kurzen Hosen!
„Wir sollten uns so was holen und nicht das Zeug tragen, was uns deine Mutter eingepackt hat“, erklärte sie.
„Ich war aber heute schon im Wasser!“
„Ja, allerdings noch nicht unter kontrollierten und überwachten Umständen! Los jetzt“, trieb sie die Freundin an und zog Hedwig einfach hinter sich her in den Laden.
Mit der gekauften Bademode in zwei Beuteln brachte die Bahn sie auch schon wenig später zum Strand hinab.
In einem Gebäude zogen sie sich um, danach konnte sie die Gräfin einfach Gräfin sein lassen und sich mit Hedwig ausgelassen am Damenbadestand in die zugegeben kühlen Fluten stürzen.
Die Abkühlung tat dennoch gut, aber es dauerte eine Weile, bis sich auch Hedwig in das etwas mehr wie hüfttiefe Wasser wagte, doch dann siegte die Neugier.
Wie die beiden jungen Frauen, die sie ja auch waren, tollten sie einfach durch die Brandung und es war wirklich erfrischend und angenehm.
Zwischendurch saßen sie zum Aufwärmen in einem der Strandkörbe in der Sonne oder ließen sich ein Eis bringen.
Eine der Damen in der Nähe hatte ein Koffergrammofon dabei, und die Musik war schon mal eine Einstimmung auf den bald folgenden Abend.
Herrlich war es hier am Meer, so hatte sie sich den Urlaub wirklich vorgestellt und das würde sie sich durch nichts verderben lassen.
Am späten Nachmittag zogen sie sich in das Haus zurück, kleideten sich um und fuhren für ihr Abendessen nach oben.
Jetzt galt es, sich für den zu erwartenden Abend mit Tanz und Sekt eine entsprechende Grundlage zu schaffen. Leichte Kost war angesagt und auch die gab es natürlich in ihrem Hotel. ..."
 


Mein Buch "Auf dünnem Eis" ist am 24.02.2025 im Verlag BoD erschienen (BoD – Books on Demand, Norderstedt, nähere Informationen finden Sie unter www.BoD.de)

Die ISBN lautet: 978-3-7597-9222-8 

Altersempfehlung: ab 16 Jahren

352 Seiten, Buchformat: 21 cm x 14,8 cm

Mein Buch bei BoD:
https://buchshop.bod.de/auf-duennem-eis-uwe-goeritz-9783759792228

Mein Buch bei Amazon:
https://www.amazon.de/dp/3759792227

Mein Buch "Auf dünnem Eis" ist auch als E-Book erhältlich:

Das E-Book erscheint mit der ISBN 978-3-7693-4863-7 und wird zum Verkaufspreis von 2,49 EUR angeboten.


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